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    "Was haben die Kontrolleure denn geprüft?"

    Ausschuss beunruhigt: Drei Monate bleibt Einlagerung ohne Zementbeimischung unentdeckt

    Bückeburg/Nammen (gp). "Das Vertrauen in die Einlagerungspraxis der Barbara Rohstoffbetriebe ist offensichtlich nachhaltig gestört" stellte Klaus-Heinrich Schmeding, derzeit amtierender Vorsitzender des Portaner Planungs- und Umweltausschusses, nach einer rund zweistündigen Diskussion im Kleinenbremer Ex-Dorfgemeinschaftshaus fest. In der Tat lagen die Vorstellungen der Bürgervertreter und die Meinungen der zu Wort gekommenen Experten weit auseinander. Nicht selten war ein deutliches Murren aus den Reihen der knapp 100 Zuhörern zu hören.


    Skeptische Mienen im Kleinenbremer (Ex-) Dorfgemeinschaftshaus: Ulrich Tolksdorf (l.) vom Hygieneinstitut des Ruhrgebiets versuchte die Ungefährlichkeit der unvorschriftsmäßigen Einlagerungen zu erklären. Fotos: gp

    Still wurde es, als Barbara-Geschäftsführer Martin Ziegler ohne Umschweife "schwere Fehler" einräumte. "Ich übernehme dafür die volle Verantwortung". Die von ihm angesprochenen "schweren Fehler" waren zwischen Mai und Juli 2003 auf dem Nammer Betriebsgelände passiert. Damals wurden, wie berichtet, mehr als 40 000 Tonnen Abfall ohne die vorgeschriebene Zementbeimischung unter Tage geschafft. Seitdem liegt die lose Masse etwa 100 Meter tief im Bereich unterhalb des Nammer Kalkofens.

    "Das Bergamt Kamen trifft keine Schuld" wehrte sich dessen Chef Ludger Hermes gegen Angriffe der Kommunalpolitiker. "Unsere Aufsicht als staatlicheÜberwachungsbehörde funktioniert". Unterm Strich finde einmal pro Woche ein Kontrollbesuch durch seine Mitarbeiter statt. "Alleinige Ursache der damaligen Panne war technisches Versagen". Dafür sei allein die Firma verantwortlich.

    Der Logik von Hermes vermochte sich das Gros des Ausschusses nicht ohne weiteres anzuschließen. "Die Falscheinlagerungen zogen sich über drei Monate hin", meinte der Kleinenbremer Ratsherr Friedrich Vogt. "Was haben die Kontrolleure, die in dieser Zeit angeblich bei der Barbara im Einsatz waren, eigentlich geprüft?" In die gleiche Kerbe schlug Bernhard Becker. Im Laufe des Vierteljahres, in dem unverfestigt eingelagert worden sei, seien an die 2500 Tonnen weniger Zement verbraucht worden. "Will mir hier tatsächlich einer erzählen, dass das keiner gemerkt hat?"

    Kritisch hinterfragt wurde auch das Gutachten des in Gelsenkirchen beheimateten "Hygieneinstituts des Ruhrgebiets" - ein von dem "Verein für zur Bekämpfung der Volkskrankheiten im Ruhrkohlengebiet" unterhaltenes Dienstleistungsunternehmen für chemische, physikalische und mikrobiologische Untersuchungen. Dessen Mitarbeiter Ulrich Tolksdorf erklärte seinen Kleinenbremer Zuhörern ausführlich den Ablauf und das Ergebnis der von ihmdurchgeführten Versuche. Quintessenz: Nach derzeitigem Erkenntnisstand können die im Abfall enthaltenen Schadstoffe weder durch stehendes noch durch fließendes Bergwasser freigesetzt und ins Grundwasser gespült werden. Auf die Frage, warum es dann überhaupt eine Generalauflage zur Zementbeimischung gebe, antworte Tolksdorf, dass seine "Unbedenklichkeitserklärung" nur für die hier zur Diskussion stehende, zwischen Mai und Juli 2003 unter die Erde gebrachte Einlagerungsmasse gelte. Für andere Stoffe könne die Zementverfestigung "durchaus angebracht oder zwingend notwendig" sein.

    Aufbauend auf der "Tolksdorf-Doktrin" stellten auch andere Experten ihre Sicht der Dinge dar.

    Dr. Ulrich Pahlke vom Geologischen Dienst NRW sprach sich dafür aus, die Vorgänge und Veränderungen rund um den "Abfallberg im Berg" sorgfältig zu beobachten. "Wir müssen darauf achten, dass die Grube auf Dauer ,wohl verwahrt' bleibt". Möglicherweise werde man den Pegel des nach der Stilllegung einflutenden Grubenwassers auf Dauer "runterdrücken" müssen - "vermutlich auf Staatskosten", fügte er auf Nachfrage hinzu. Klare Worte fand Pahlke zu der vom Betrieb gern gestreuten These, dass die Einlagerung zur Stabilisierung des Berges beitrage oder notwendig sei. "Das ist kein Versatz im Sinne von Gesteinsersatz, sondern ein mehr oder weniger fester und nasser, später ohne Verbindung zum Naturgestein in den Hohlräumen herumliegender Abfallklumpen".

    Angesichts solcher Aussagen mochte sich der Ausschuss noch nicht zu einer abschließenden Stellungnahme durchzuringen. Zuvor soll eine Stellungnahme des Staatlichen Amtes für Umwelt- und Arbeitsschutz NRW eingeholt werden. Darüber hinaus wurde das Bergamt aufgefordert, die Pahlke-Forderung nach Erforschung der "Nachbetriebsphase" aufzugreifen. Schaumburger Zeitung, 15.03.2005

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    "Eine seit Jahren andauernde Verar ..."

    Kein Vertrauen: Kleinenbremer fordern neuen Sicherheitsnachweis für Grube "Wohlverwahrt"

    Nammen/Bückeburg (gp). Ende 2003 wurden bei den Barbara-Rohstoffbetrieben in Nammenüber 50 000 Tonnen Abfall ohne die vorgeschriebene Zementbeimischung eingelagert (wir berichteten). Jetzt,über ein Jahr später, soll der damalige Vorgang vor Ort erläutert und "politisch aufgearbeitet" werden.

    Zu diesem Zweck wird es am Donnerstag, 10. März, eine gemeinsame Sitzung des Portaner Planungs- und Umweltausschusses zusammen mit den beiden Bezirksausschüssen Nammen und Kleinenbremen/Wülpke geben. Das Treffen um 16.30 Uhr im ehemaligen Kleinenbremer Dorfgemeinschaftshaus ist auch als Informationsveranstaltung für interessierte Bürgergedacht. Zuvor gibt es eine Gruben-Befahrung für einen ausgewählten Kreis von Politikern.

    Ursprünglich war die jetzt anberaumte Gesprächsrunde bereits kurz nach Bekanntwerden der Vorfälle vorgesehen, war dann aber auf Grund der noch ungeklärten Sachlage zunächst ausgesetzt worden. Inzwischen haben sich das Bergamt Kamen als zuständige Aufsichtsbehörde und mehrere zu Rate gezogene Gutachter und Sachverständige mit der Angelegenheit beschäftigt. Das bisher bekannt gewordene Ergebnis: Die unvorschriftsmäßige Einlagerung ist - auch auf Dauer gesehen - unbedenklich. Der Stoff darf in den Untertage stollen liegen bleiben.

    Damit werden sich, so scheint es, die angrenzenden Anwohner und ihre politischen Repräsentanten nicht ohne weiteres abfinden. Bei einer Aussprache über das bisher bekannt gewordene Untersuchungsergebnis in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschuss Kleinenbremen/Wülpke ging es hoch her. Man habe das ständige Hin und Her sowie das Verwirr- und Versteckspiel um die vermeintlich sicheren Einlagerungen endgültig satt, war zu hören. Erwiesen sei bisher nur, dass die bisher praktizierten und jedes Mal als "absolut sicher" angepriesenen Kontrollsysteme nicht funktioniert hätten. Karl-Heinz Mühl bewertete das jüngste Geschehen als "neue Folge der seit Jahren andauernden Verarsche". Einstimmig wurde die Ausarbeitung eines neuen Langzeitsicherheitsnachweises durch "wirklich" neutrale und unabhängige Fachleute gefordert. Gegenüber dem vom Bergamt Kamen beauftragtenHygiene-Institut Gelsenkirchen zeigten sich die Ortsratsmitglieder misstrauisch: "Die im Ruhrgebiet stecken alle unter einer Decke". Landes-Zeitung, 19.02.2005

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    Wand an Wülpker Egge rutscht: Bleibt der Messingsberg stabil?

    Rinteln (wer). Die abrutschende Steilwand an der Wülpker Egge demonstriert anschaulicher als jedes Gutachten, zu welchen Spätfolgen Gesteinsabbau in den Weserbergen führen kann. In Wülpke soll der Kamm des Berges um bis zu 20 Meter abgetragen werden (wir berichteten). Ein Schicksal, das auch dem Messingsberg in Steinbergen droht. Das Gutachten zur Standsicherheit schließt nicht aus, dass die Sicherungssprengungen ihr Ziel langfristig verfehlen könnten.


    Dreimal wurde am Messingsberg gesprengt, um das Abrutschen der Wand zu verhindern. Foto: tol

    Die akute Rutschgefahr haben die Sprengungen am Messingsberg gebannt. Die Situation ist deutlich entspannter als in Wülpke, wo sich eine von Experten als stabil eingeschätzte Steilwand in geologisch rasantem Tempo talwärts bewegt. Zum Stillstand gekommen ist aber auch der Berg in Steinbergen nicht: Messungen vom 13. Februar weisen an einigen Stellen immer noch Bewegungen von einem Zentimeter pro Jahr auf. Eine Spalte auf dem Kamm vergrößerte sich in der Zeit vom 25. Oktober bis zum 13. Februar um 0,4 Zentimeter. In Bewegung geriet der Messingsberg Mitte der 80er Jahre. Anfang 1996 beschleunigte sich das Tempo, im Sommer 1997 drohten die Felsmassen unkontrolliert abzurutschen. Die Steilwand – die sich bis dahin einen Meter vorgearbeitet hatte – löste sich mit einer bedrohlichen Geschwindigkeit von 30 Zentimetern im Jahr vom Berg. 170 000 Kubikmeter Fels rutschten auf rund 100 Metern Länge Richtung Steinbruch. Gestoppt wurden die Steinmassen durch die erste Notsprengung im Juli 1997. Die beiden Sprengungen im vorigen Jahr hatten eher präventiven Charakter: Sie sollten eine ähnlich prekäre Situation wie 1997 vermeiden. Ob die Sprengungen die Abdrift des Berges gestoppt oder nur gebremst haben, werden erst langfristige Messreihen zeigen. Eine Garantie für die Ewigkeit geben die vorgesprengten Widerlager aber nicht. Das geologisches Gutachten zur Standsicherheit von 1999 geht von einer Sicherung des Kamms für „voraussichtlich mehrere Jahrzehnte“ aus. Weiter heißt es: „Es handelt sich unter Umständen jedoch nicht um eine Sicherung für sehr lange Zeiträume.“ Langfristig könne „eine Verschlechterung der Situation mit abnehmender Stabilität“ eintreten, formuliert der Gutachter. Eine weitere Aufweichung der Gleitfläche oder Verwitterungsprozesse in den vorgesprengten Gesteinshaufen könnten den Berg wieder beschleunigen.

    In diesem Fall würde wohl eine Radikallösung ins Spiel gebracht, die das Szenario in Wülpke noch in den Schatten stellt. Im Gutachten wird sie bereits als Alternative zu den Sprengungen diskutiert: der vollständige Abbau des Kammes bis auf die Gleitschicht. Denn nur ein Berg, der abgetragen wird, kann definitiv nicht mehr rutschen. Nüchterner Kommentar dazu im Gutachten: „Die Maßnahme würde zwar die bestehende Standsicherheitsproblematik lösen, auf der anderen Seite aber neue Probleme, insbesondere die Beeinträchtigung der Kammkulisse aufwerfen.“ Deshalb werde sie „derzeit nicht präferiert“. An eine dauerhafte Stabilität durch Sprengungen mag auch Heiko Schäfer, der für die Sicherungsmaßnahmen zuständige Abteilungsleiter des Gewerbeaufsichtsamtes Hildesheim, nicht glauben. „Es kann durchaus sein, dass sich der jetzige Zustand eines Tages ändert.“ Bei anhaltender Bewegung des Berges würden zusätzliche Sprengungen notwendig, meint Schäfer. Auf jeden Fall würden die Messpunkte fortlaufend kontrolliert. Auch im Steinbruch am Papenbrink in Todenmann/Kleinenbremen, wo demnächst der Untertage-Abbau fortgesetzt werden soll, steht die über 50 Meter hoch Abbruchkante nicht mehr wie eine Wand. Nach einem Gutachten der Technischen Universität Clausthal sind Maßnahmen zur Standsicherheit dringend geboten. Laut Gutachten besteht an der gesamten Steilwand die Gefahr von „Steinschlag und Blockfall“. In Teilbereichen sei auch mit einem kompletten Abrutschen der Wand („Gesamtversagen der Böschung“) zu rechnen. Trotz der zur Zeit laufenden Sicherungsmaßnahmen, der Teilverfüllung der Steinbruchgrube, verbleiben laut Gutachten „langfristig instabile, steile Felsböschungen“ – eine „allmählich fortschreitende Böschungsverflachung“ sei nicht zu verhindern. Wülpke ist also kein Einzelfall: In allen drei benachbarten Steinbrüchen – der Wülpker Egge, dem Papenbrink und am Messingsberg – sind die Berge in Bewegung gekommen. Dass Gesteinsabbau bis auf die Gleitschicht zu instabilen Verhältnissen führt, scheint eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Nur für den Steinbruch Bernsen sind bis jetzt keine Rutschbewegungen bekannt geworden.

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    "Barbara" rüstet Technik und Organisation auf

    Computerüberwachen jetzt die Beimischung von Zement / Abschluss der Kamm-Sanierung 2006

    Nammen / Bückeburg (mt). Die Barbara Erzbergbau GmbH hat technisch und organisatorisch aufgerüstet, damit Pannen bei der Versatzeinbringung künftig ausgeschlossen sind. "Wenn 30 Sekunden lang kein Bindemittel zugeführt wird, schaltet die gesamte Anlage automatisch ab", sagt Geschäftsführer Martin Ziegler.


    Sanierungsarbeiten am Bergrutsch an der Wülpker Egge: Ende 2006 sollen die restlichen 200 000 Tonnen Gestein abgebaut und der Kammweg damit um rund 30 Meter abgesenkt sein.

    Mit Hilfe von Computerüberwachung und einer besseren Aufgabenzuteilung bei der Versatzkontrolle sollen eklatante Fehler wie vor zwei Jahren verhindert werden. Damals war drei Monate lang dem Abfall, der unter Tage eingelagert wird, kein Zement als Bindemittel beigemischt worden. Die Zellenradschleuse, welche den Zementin den Mischer transportiert, drehte sich, obwohl sie leer war. Deshalb ist jetzt in dieses System eine Sicherung eingebaut worden, die den tatsächlichen Materialfluss feststellt. Eine Tabelle mit den jeweiligen Mengenangaben wird zudem täglich an die Aufsichtsbehörde, das Bergamt Kamen, geleitet.

    Wie berichtet, kann der zementlose Versatz, immerhin fast 50 000 Tonnen, in der Grube Wohlverwahrt bleiben. Das Bergamt Kamen hat Ende Mai endgültig grünes Licht gegeben. Aufgrund der Zusammensetzung des Abfalls sei eine ausreichende Festigkeit gewährleistet, hatten Gutachter zuvor festgestellt. Bei dem Material handelt es sich vorwiegend um Flugasche aus einem Steinkohlekraftwerk in Bremen sowie aus einem Gemisch, das sich aus Aschen der Müll-, Klärschlamm- und Steinkohleverbrennung zusammensetzt.

    "Diese Stoffe haben selbstabbindende Eigenschaften", sagt Ziegler. Der Geschäftsführer räumt ein, dass vermutlich auch vor 2003 "mal zu viel, mal zu wenig" Zement beigemischt worden sei. Der erste Versatz Ende der achtziger Jahre sei sogar völlig ohne Zement in die Grube gekommen. Dies habe aber keine gravierenden Auswirkungen, weil es sich dabei ausschließlich um basische Stoffe (pH-Wert über sieben) handele. Lediglich bei "saurem Versatz" wäre Zement zwingend erforderlich.

    "Solche Stoffe lagern wir grundsätzlich nicht ein", sagte Ziegler weiter. Der Zement, der dennoch vorgeschrieben ist und dessen Anteil an der Versatzmenge zwei bis fünf Prozent beträgt, habe eine zusätzliche Sicherungsfunktion. "Als ob man die Hosenträger zum Gürtel trägt."

    Die Verantwortlichen der Barbara Erzbergbau GmbH (45 Mitarbeiter) hatten zunächst befürchtet, den zementlosen Versatz wieder aus der Grube herausholen zu müssen. Dafür waren Rückstellungen in Höhe von einer halben Million Euro gebildet worden. Geld, das jetzt frei wird, um in Todenmann (ehemaliger Steinbruch Schiewe) in den Nachfolgebetrieb für den Tagebau Wülpker Egge zu investieren, wo die Arbeiten Ende 2006 auslaufen.

    Zu diesem Zeitpunkt soll an der Wülpker Egge auch die Sanierung des Bergrutsches abgeschlossen sein. "Bislang läuft alles planmäßig", sagt Ziegler. Ungefähr eine halbe Million Tonnen wurden seit Mitte 2002 am Heineberg abgebaut; es fehlen noch 200 000 Tonnen. Die Sanierung wurde notwendig, weil der Berg auf einer Lehmschicht praktisch "abschmierte", wie ein geologisches Gutachten ergab.

    Nach Abschluss der Arbeiten an der Wülpker Egge wird diese renaturiert. Den Gesteinsabbau will die Barbara anschließend in Todenmann in der Betriebsstätte "Bergmannsglück" fortsetzen. Ungefähr 300 000 Tonnen sollen hier pro Jahr unter Tage gewonnen werden. "Ähnlich viel wie an der Wülpker Egge."

    Die Hohlräume werden jedoch nicht mit Versatz verfüllt. Dafür steht der Barbara auch über 2006 hinaus die Grube Wohlverwahrt zur Verfügung. "Allerdings werden wir aufgrund der neuen Versatzverordnung nur noch ungefähr 70 000 Tonnen im Jahr einbringen können" , so Ziegler. 2004 waren es noch 170 000 Tonnen.

 

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    "Bergmannsglück" - nicht genügend Material zur Sicherung der Steilwand

    "Barbara"-Rohstoffbetriebe: Keine Gefahr durch Sprengungen unter Tage

    Todenmann (la). Bei der Sitzung des Ortsrates hat der Geschäftsführer der "Barbara"-Rohstoffbetriebe, Martin Ziegler, die Todenmanner über die Pläne des Bergwerks und die Standsicherheit der Steilwand informiert.

    Im Bergwerk "Bergmannsglück" sollen demnächst rund 500 000 Tonnen Gestein pro Jahr abgebaut werden (wir berichteten). Zurzeit laufen die vorbereitenden Maßnahmen. Eine Kammer für die Aufbereitungsanlage wird mit Hilfe eines Bohrwagens und durch Sprengungen aufgefahren.

    "Diese Sprengungen haben keinen Einfluss auf die Standsicherheit der Steilwand", berichtete Ziegler bei der jüngsten Ortsratssitzung. Vorgeschrieben sei eine maximale Sprengerschütterung von 50 Millimetern pro Sekunde. "Bis zu 100 Millimeter pro Sekunde bewegt sich an der Steilwand kein Stein, und wir sprengen sogar nur mit 30 Millimetern pro Sekunde", so Ziegler. Die Sprengungen seien bereits durchgeführt worden und der Wand sei nichts passiert.

    Trotzdem sehen einige Ortsratsmitglieder dem Unter-Tage-Abbau skeptisch entgegen. "Die Steilwand ist laut Gutachten von Professor Reik von der Technischen Universität Clausthal erosionsgefährdet. Stellt eine Erschütterung unter Tage wirklich keine Gefahr dar?", fragte Klaus Helmentag (SPD) nach. "Durch den Unter-Tage-Abbau besteht laut Gutachten keine Gefahr", informierte Ortsbürgermeister Uwe Drinkuth (CDU). Allerdings sei festgestellt worden, dass die Böschung durch fortschreitende Erosion bröckelt und daher in sehr weiter Zukunft abrutschen könnte. "Hier soll Abhilfe geschaffen werden, indem Boden angeschüttet wird", so Drinkuth.

    Helmentag stellte jedoch fest, dass die Rekultivierung (Erdanschüttung) zur Steilwandsicherung bislang nur sehr ungenügend vorgenommen sei. "285 000 Kubikmeter Erde sollen laut Auskunft der Stadt Porta Westfalica angeschüttet werden, und bislang wurden erst 50 000 Kubikmeter aufgebracht", so Helmentag. "Wir wollen ja anschütten, aber wir haben nicht genügend Material", antwortete Ziegler. Es würde zu wenig gebaut und es sei schwer, an Erde heranzukommen. Allerdings würden die Auflagen langfristig in jedem Fall erfüllt. "Zurzeit besteht auch keine Gefahr für die Steilwand", unterstrich Ziegler nochmals. Eine mittel- bis langfristige Sicherung der Steilwand reiche aus.

    Außerdem sei die Situation im ehemaligen Steinbruch Schiewe eine andere als die in Steinbergen oder der Wülpker Egge. "In Steinbergen und Wülpke wurde von Ost nach West abgebaut und dadurch fällt die Wand von Nord nach Süd ab und konnte rutschen. In Bergmannsglück kann das nicht passieren, weilvon Nord nach Süd abgebaut wurde. Die Schichten würden in den Berg hineinrutschen und das geht nicht", informierte Ziegler.

    Ziegler lud alle Ortsratsmitglieder und Bürger ein, sich direkt vor Ort einen Eindruck von der Situation zu verschaffen.

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    Die “Barbara” hat einen neuen Geschäftsführer


    Bückeburg/Nammen (mt). Die Wege von „Barbara“ und Jürgen Müller trennen sich nach dreieinhalb Jahren. Die Erzbergbau GmbH hat einem ihrer Geschäftsführer zum Ende dieses Jahres gekündigt. Seit der vergangenen Woche ist Müller freigestellt. „Ich brauche die Barbara nicht und sie braucht mich nicht“, sagte ein entspannt klingender Jürgen Müller. Er kümmere sich nun als Privatier um den Kleinenbremer Spiershof, den er kürzlich erworben habe, sagte der 55-Jährige. Müller bringt sogar ein gewisses Verständnis auf für das Bestreben der Barbara, Unternehmensaktivitäten aus Kostengründen zu bündeln. So wird ein Tochterunternehmen Müllers Aufgaben im Bereich Akquise und Vertrieb von Versatzstoffen übernehmen. Anstelle von Müller rückt Dr. Siegfried Klingebiel von der Ferdinand Wesling GmbH in die Geschäftsführung. Der Steinbruchbetreiber aus Rehburg-Loccum hatte vor drei Jahren die Barbara gekauft. Barbara-Geschäftsführer Olaf Lüppes bekräftigte, dass auch nach Müllers Weggang die transparente Firmenpolitik, mit der Vertrauen in der Bevölkerung gewonnen worden sei, fortgesetzt werde. Schaumburg-Lippische Landeszeitung, 2.Juli 2009

    Info AGW: Siegfried Klingebiel war zurzeit des Kammabruchs am Messingsberg dortiger Geschäftsführer der NNG und dann Geschäftsführer der T&W Weser-Baustoffe Gmbh &Co.KG   : Mehr dazu: siehe Beteiligungsverzeichnis der Werhahn KG Seite 20 in pdf Datei der AGW zum Messing(s)berg. Hier klicken

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    Bückeburg

    Dachschaden nach Sprengung im Steinbruch

    Wülpke (mt/dh). Ann Grüling saß im Wohnzimmer, als ihr der Schreck in die Glieder fuhr. „Ich glaubte erst, das Dach explodiert. Es hat unglaublich geknallt.“ Als die 69-Jährige draußen nach dem Rechten sah, lagen mehrere Ziegel auf dem Boden.

    Die Ursache für den Dachschaden im oberen, dünn besiedelten Bereich der Straße Eckerngarten liegt ziemlich genau einen halben Kilometer entfernt. Im Tagebau der Wülpker Egge hat die Barbara Erzbergbau GmbH am Donnerstagnachmittag gesprengt. Um 13.24 Uhr knallte es. „Das lief alles super, ich habe mich noch gefreut, weil das Material anschließend wie geschüttet da lag“, berichtet Karl Wecke von der Barbara. Er ist mit den Geschäftsführern Olaf Lüppes und Dr. Siegfried Klingebiel zum Eckerngarten 22 geeilt, um sich bei Ann Grüling zu entschuldigen und sich um den Schaden zu kümmern. Wecke schaut auf das Loch im Dach und schüttelt den Kopf. „Das gibt es doch gar nicht.“

    Die Polizei hat derweil Teile des ursprünglich ungefähr faustgroßen Steins sichergestellt. Niemand zweifelt daran, dass das Corpus Delicti aus dem Steinbruch stammt und nach der Sprengung Richtung Norden auf das Haus geschleudert wurde. Formal jedoch gehen die Ermittlungen der Polizei weiter, die Staatsanwalt wird eingeschaltet. Der Stein hat auch am Dachfirst seine Spuren hinterlassen, hier fehlt ein Ziegel, weiter unten sind es vier.

    Die Barbara-Verantwortlichen wollen der Sache auf den Grund gehen und einen Gutachter beauftragen. „Bis wir sein Ergebnis haben, wird es keine weiteren Sprengungen geben“, sagt Klingebiel, der erst vor wenigen Tagen die Nachfolge von Jürgen Müller angetreten hat. Der Geschäftsführer vermutet, dass eine Kluft in dem Gestein ungewöhnlich viel Energie freigesetzt haben könnte. Für Schlamperei wie zum Beispiel fehlerhafte Bohrlöcher gebe es keine Anzeichen.

    Laut Barbara sind bei der Sprengung 17 000 Tonnen Material angefallen. 92 Löcher waren zuvor gebohrt und mit insgesamt vier Tonnen Sprengstoff gefüllt worden. Der sogenannte Abschlag rutschte 30 Meter Richtung Süden in den Steinbruch. Eigentlich lief alles wie bei den anderen Sprengungen, mit denen die Barbara ungefähr einmal pro Monat den Rohstoff gewinnt.

    Allerdings soll die Druckwelle, die zahlreiche Kleinenbremer, Wülpker und Nammer regelmäßig zu spüren bekommen, dieses Mal besonders stark gewesen sein, berichten Anwohner. Landeszeitung, 04.07.09.

 

 

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    Bei der “Barbara” noch einiges mehr im Argen

    Bückeburg/Nammen (rc). Das Sprengunglück im Steinbruch der „Barbara“-Rohstoffwerke in der vorvergangenen Woche (wir berichteten) hat zu einer erheblichen Unruhe in der Bevölkerung geführt. Nach eigenem Bekunden hätten den SPD Ortsverein Kleinenbremen/Wülpke mehr als ein Dutzend Anfragen, Beschwerden und Anregungen erreicht. Grund genug für die SPD, um ihren Vorsitzenden Rainer Besser zu einer Bürgerversammlung einzuladen, sobald die Untersuchungsergebnisse von Staatsanwaltschaft und Aufsichtsbehörden vorliegen. Und Grund auch, die „Barbara“ auf Versäumnisse hinzuweisen, die damals im Zusammenhang mit der Sanierung des Bergkamms und des Steinbruchs gemacht worden sind. Die SPD Kleinenbremen: „Zwar wollen wir die Vergangenheit ruhen lassen, das bedeutet aber keinen Persilschein für die Zukunft.“

    Die Steinschläge durch eine massive Sprengung hätten zahlreiche Anlieger zum Anlass genommen, viele weitere Missstände im Bereich des Tageabbaues kritisch zu hinterfragen. In einer Fotodokumentation hat Dietrich Müller Prasuhn alle Kritikpunkte zusammengestellt. Nach Aussage der Anwohner habe es zum Beispiel vor der Unglückssprengung keinerlei akustische Warnsignale gegeben, wie sie früher üblich waren. Obwohl laut Aussage der Rohstoffbetriebe auch in Zukunft Sprengungen über Tage vorgesehen seien und obwohl in unmittelbarer Nähe Wanderwege an dem Gelände vorbei führen, gebe es schon seit langer Zeit keine Warnschilder mehr, die auf Sprengungen, Steinschlaggefahr oder Signale hinweisen.

    Die umliegenden landwirtschaftlich genutzten Wiesen seien übersät mit Gesteinsbrocken, die zu Schäden zum Beispiel an den Mähwerken führen werden. Auch stelle sich die Frage ob es überhaupt notwendig sei, solch massive Sprengungen mit 92 Bohrlöchern und vier Tonnen Sprengstoff durchzuführen. Man müsse vermuten, dass der Betrieb ohne Rücksicht auf die Umgebung das Gestein aus Kostengründen regelrecht „klein schießt“, um weitere Arbeitsgänge zu vermeiden.

    Inzwischen mehre sich in der Bevölkerung der Verdacht, dass die jahrzehntelangen massiven untertägigen Sprengungen dazu geführt haben könnten, dass im Bereich Nammen / Wülpke / Kleinenbremen die Schmutzwasserleitungen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich stärker als in anderen Bereichen der Stadt in Mitleidenschaft gezogen wurden und die Bürger sowie die Steuerzahler nun für diese Schäden aufkommen müssten, so die SPD weiter.

    Ein weiterer Kritikpunkt ergebe sich aus der Tatsache, dass etwa 4000 Tonnen Klärschlamm auf der „Wülpker Egge“ eigentlich nur „zwischengelagert“ werden sollten, nun aber offensichtlich in der Bodendeponie verschwunden seien. Inzwischen sollen pro Jahr etwa 20 000 Tonnen Asche aus dem Kohlekraftwerk Lahde auf der „Wülpker Egge“ verbaut werden. Da in dem Betriebsplan lediglich eine Bodendeponie zugelassen sei, werde diese Asche laut Betreiber nicht deponiert, sondern es würden damit Wälle zum Schutz der Feuchtbiotope gebaut werden.

    Das sei eine „unerhörte Verdummung der Bevölkerung“, so Dieter Lichte, Pressesprecher des Ortsvereins, zu diesen Vorgängen. Die vielen Rekultivierungspläne der Vergangenheit seien das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind. In regelmäßigen Abständen würden der Bevölkerung „neue, schöne, bunte Pläne“ vorgelegt, die für die Zukunft eine blühende Landschaft in diesem Bereich vorgaukeln sollen. Kaum habe sich ein kümmerliches Biotop entwickelt, werde ein neuer Plan vorgestellt und die neu entstandenen Rückzugsgebiete für Flora und Fauna würden mit „irgendwelchen als harmlos deklarierten Schlämmen oder Kraftwerksrückständen wieder zerstört“, moniert der ehemalige Portaner Ratsherr und Vorsitzende des Kleinenbremer Bezirksausschusses. Um „diese Augenwischerei gegenüber der heimischen Bevölkerung zu beenden, solle sich der „sogenannte“ Rohstoffbetrieb doch als Entsorgungsbetrieb zu erkennen geben. Die „Wülpker Egge“ sollte ehrlicherweise nicht als Biotop sondern als „Abfalldeponie“ bezeichnet werden, wie es den heutigen Tatsachen entspräche, so die Genossen aus Kleinenbremen und Wülpke.

    Kein Schild mehr warnt Wanderer und Passanten vor möglichen Gefahren der Sprengungen. Landeszeitung, 15.07.09