Das Dachtelfeld soll doch nicht ausgebeutet werden
Die anderen Berge sind nicht erwähnt / Wulff will “Rohstoff-Forum” einrichten
Schaumburg (ug). In einer Presseinformation der Niedersächsischen Landesregierung wird mitgeteilt, dass Ministerpräsident Wulff
den “Verzicht auf Aufnahme des Dachtelfeldes als Vorranggebiet zur Rohstoffsicherung erklärt” hat. Er habe das für die Raumordnung zuständige Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz gebeten, das Dachtelfeld nicht als solches Vorranggebiet im Landesraumordnungsprogramm darzustellen.
Ausdrücklich wird in der Presseverlautbarung darauf hingewiesen,dass der Ministerpräsident “ die Hinweise der Unternehmerverbände
hinsichtlich des Bedarfs an neuen, langfristig zu sichernden Abbaumöglichkeiten sehr ernst nimmt”. Deshalb habe die Landesregierung beschlossen, ein “Rohstoff-Forum” einzurichten, das “tragfähige
Perspektiven für eine nachhaltige Versorgung mit Rohstoffen aus heimischen Lägerstätten” erarbeiten soll.
Elke Reineking, die Sprecherin der Aktionsgemeinschaft zum Erhalt der Weserberge, fragt sich und ihre Freunde, was wohl davon zu
halten sei - wieder mal eine Beruhigungspille”? In einem Schreiben an den Ansprechpartner der Pressemitteilung, Volker Benke von der Niedersächsischen Staatskanzlei, bittet sie um weitere
Informationen. Sie bezieht sich dabei auf ihre schriftlich vorgebrachten Fragen vom vergangenen Jahr zu den FFH-Gebietsmeldungen.
“Damals”, so führt sie aus “wurden wir um etwas Geduld gebeten”. Die engagierte Koordinatorin der Aktionsgemeinschaft erklärt erneut die Bereitschaft, Argumente und Lösungsvorschläge, vorzutragen.
Elke Reineking hat im Namen der Aktionsgemeinschaft, in der über 40 Institutionen vertreten sind, außerdem ein Schreiben direkt an
Christian Wulff gerichtet und darin betont, dass es nicht ausreicht, das Dachtelfeld vom weiteren Gesteinsabbau in den Weserbergen auszuklammern. Vielmehr müssen sämtliche noch verbliebenen Berge in
Wesergebirge und Süntel ein für alle Mal vor einer weiteren Zerstörung durch Gesteinsabbau geschützt werden: “ Die Grenzen der Belastbarkeit sind schon lange überschritten”.
In der oben genannten Erklärung von Christian Wulff ist leider nichts über die Aufnahme der Weserberge in die Meldung von
Flora-Fauna-Habitat (FFH) Gebieten an die Europäische Union erwähnt. Dies ist eine der zentralen Forderungen der Aktionsgemeinschaft, weil damit die Weserberge unter den besonderen Schutz der EU
gestellt werden.
Auch von einem “Mediationsverfahren” das der vorige Ministerpräsident Sigmar Gabriel zur Abwägung der unterschiedlichen Interessen
für die Nutzung der Weserberge unter Beteiligung der Aktionsgemeinschaft durchführen wollte, ist nichtmehr die Rede. Vielmehr will Christian Wulff jetzt ein “Rohstoff-Forum” einrichten. Diese
Wortwahl zeigt, wo der Schwerpunkt der Landespoltik bei der Raumordnung liegt, nämlich bei den Interessen der Gesteinsabbau-Unternehmen unter Vernachlässigung von Natur und Umwelt sowie der Erholung
der hier lebenden Menschen und der Touristen.
Elke Reineking betont, dass die Aktionsgemeinschaft für die Erhaltung der Weserberge, jetzt erst recht am Termin für das
Weserbergfest am 6. Juni festhält, für das schon etliche Teilnahmezusagen hochrangiger Persönlichkeiten vorliegen. An diesem Tag werde eine große Demonstration der Bevölkerung für die Erhaltung der
noch nicht zerstörten Berge im Wesergebirge und im Süntel stattfinden.
Wir werden über den weiteren Disput zwischen der Landesregierung und der Aktionsgemeinschaft berichten. Schaumburger Wochenblatt,
5.05.04
Das Weser-Bergfest
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