Schaufenster Hess.Oldendorf  am 28.02.02

  Trinkwasser und Jahr der Berge

“Dürfen Trinkwasser nicht gefährden”

    Kampf gegen Abbau auf Dachtelfeld - Steinbruch Segelhorst erweitern ?

    Die Landesregierung will im neuen Landesraumordnungsprogramm eine Fläche von 120 Hektar im Dachtelfeld als Vorrangfläche für den Gesteinsabbau festschreiben. Das stößt in den betroffenen Orten auf einhellige Ablehnung. Ebenso wie die Politiker in Bad Münder und im Auetal wollen es die Hessisch Oldendorfer Stadtväter nicht hinnehmen, dass in diesem für die Naherholung und den Fremdenverkehr als auch für die Umwelt bedeutsamen Waldgebiet ein weiterer Steinbruch entsteht.

    In Schaumburg kämpft eine Bürgerinitiative, die zahlreiche Mitglieder auch im Bereich der Stadt Hess. Oldendorf hat, für die Erhaltung der Gebirgszüge. Da es zu den Zielen der Landesplanung gehört, Rohstoffvorräte zu sichern, beschränken sich die Hessisch Oldendorfer Poltitiker nicht darauf , das Planungsvorhaben abzulehnen. “Wir bieten eine Alternative an”, sagt Bürgermeister Heinz Beißner. Im Steinbruch zwischen Segelhorst und Langenfeld könnten nach den bereits genehmigten Vorräten von rund 15 Millionen Tonnen bei einer Erweiterung noch einmal 40 Millionen Tonnen hochwertiges Hartgestein abgebaut werden. “Damit würde der bereits bestehende Steinbruch bei den derzeitigen Liefermengen von etwa 800 000 Tonnen pro Jahr selbst bei einer erheblichen Produktionsausweitung für 40 bis 50 Jahre ausreichen”, sagt das Hessisch Oldendorfer Stadtoberhaupt.

    Und Beißner fügt an, dass keine neuen Straßen sowie Ver- und Entsorgungsleitungen gebaut werden müssen, wie sie aber für einen neuen Betrieb auf dem Dachtelfeld notwendig würden. Einen weiteren Gesichtspunkt, der für eine Ausweitung des Steinbruchs oberhalb von Segelhorst spricht, zeigt Hohensteins Ortsbürgermeister Helmut Klausing auf. Er klann als Vorsitzender des Wasserbeschaffungsverbandes Hohenstein mit der Ausweisung eines Steinbruchs auf dem Dachtelfeld überhaupt nicht anfreunden. “Ich befürchte, dass massive Eingriffe in diesem Bereich aufgrund der geologischen Verhältnisse die Trinkwasservorräte gefährden”, erklärt Helmut Klausing. Auch Bürgermeister Heinz Beißner und andere Hessisch Oldendorfer Ratsmitglieder sehen hier ein erhebliches Gefahrenpotenzial.

    Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, mit dem sorgsam umgegangen werden muss”, betonen sie. Beißner fügt an: “In der Vergangenheit begangene Sünden sind meist gar nicht oder nur mit hohem Aufwand wieder gut zu machen, und in vielen Bereichen muss Wasser mit hohen Kosten zu Trinkwasser aufbereitet werden. Man müsste aus Fehlern der Vergangenheit eigentlich gelernt haben”.

    Für den Verein “Schaumburger Freunde des Wesergebirges” ist der Vorschlag der Hessisch Oldendorfer Politiker wenig durchdacht. Es gehe allein um die Erhaltung von Wettbewerbsstrukturen und da werde in Hannover mit Macht versucht, den Abbau auf dem Dachtelfeld durchzusetzen, um den Hannoverschen Basaltwerken einen neuen Steinbruch zu sichern.       

    “Jahr der Berge” und der Kampf um sie  Dr. Probst: Blick ins Weserbergland ist erschreckend

    Stadtdirektor Wilhelm Kuhlmann und Bürgermeister Heinz Beißner haben ihre Sorge den heimischen Landtagsabgeordneten vorgetragen.” Wir haben es uns nicht leicht gemacht, dem Land Niedersachsen den weiteren Ausbau des Steinbruchs Segelhorst vorzuschlagen - doch sehen wir hier das eindeutig kleinere Übel”, erklärten die Hessisch Oldendorfer Politiker. Sie gehen davon aus, dass “ohne Alternativevorschläge das Landesraumordnungsprogramm mit einiger Sicherheit uns das aufdrücken würde, was wir alle nicht wollen, nämlich die Abbaufläche auf dem Dachtelfeld”, sagt Heinz Beißner.

    Die Landtagsabgeordneten Ursula Körtner (CDU), Wolfgang Schultze, Klaus Nolting und Ulrich Watermann (alle SPD) hätten dies im Gespräch mit Vertretern der Stadt Hessisch Oldendorf ähnlich gesehen. Nach deren Einschätzung könne die Ausweisung des Dachtelfelds als Abbau-Vorratsfläche nur vernmieden werden, wenn die Bedarfsmenge anderenorts zur Verfügung stehe. Dazu müssten auch weitere bereits vorhandene Steinbruch-Standorte in der Region darauf hin untersucht werden, ob auch dort innerhalb der sehr langfristig angelegten Planungszeiträume die erforderlichen Vorräte bereits gestellt werden können. Dass Hess. Oldendorfs Verwaltungsspitze und die Ratspolitiker den Steinbruch Segelhorst anbieten, bedauern die Mitglieder der Initiative gegen den Gesteinsabbau in der Region Weserbergland. Für die Steinbrüche in Segelhorst und Hamelspringe gab es nämlich erst Zusatzgenehmigungen. Das reicht für den Gesteinsabbau über die nächsten zwei Jahrzehnte hinaus. Und bei zurückgehendem Verbrauch noch etliche Jahre länger, sagen die Kritiker des Hessisch Oldendorfer Angebots. Sie würden es lieber sehen, die Weserstädter würden ihre Front stärken.

    Kritiker setzen auf Einsicht in der Stadt Hess Oldendorf

    Der Verein “Schaumburger Freunde für den Erhalt des Wesergebirges ” sieht mit erschrecken, dass “die Landesregierung bereit ist den Steinbruchbetreibern nachzugeben”, wie der Rohdener Arzt Dr. Jürgen Probst ausführt. Für ihn ist der Blick ins`Weserbergland wirklich  und erschreckend, angesichts der vielen Abbaugebiete” für Gestein, Kies und Ton. Für die Gegner des weiteren Gesteinsabbaus steht fest, dass es nicht um die Sicherung von Rohstoffvorräten geht. “Die Hannoverschen Basaltwerke”, die im Ith demnächst aufhören müssen, sollen einen neuen Steinbruch bekommen”, ist man sich sicher. Und da sie einen Daumen auf das Dachtelfeld haben, soll es eben dieser Bereich sein. Da könnte das Angebot der Stadt Hess. Oldendorf ins Leere gehen, denn in Segelhorst bauen die Schaumburger Steinbrüche Steinbergen ab. Wird hier erweitert, kommen die Hannoverschen Basaltwerke nicht ins Boot - können sich nicht ihre Pfründe sichern.

    Liest man das Grundsatzpapier der ad-hoc Arbeitsgruppe der Landesregierung, die für die Staatskanzlei Möglichkeiten für den Abbau prüften, so findet man darin, dass es um die Erhaltung von Wettbewerbsstrukturen in der Niedersächsischen Hartstein-Industrie geht. Und dies sind bekanntlich vier Unternehmen- und eben diese vier sollen es auch bleiben.”, sagen die Kritiker. Sie sind sicher: es geht allein um Abbaulizenzen - die Rohstoffversorgung ist nur ein vorgeschobenes Argument.

    Dass just 2002, im von der UNO ausgerufenen “Jahr der Berge”, im Weserbergland ein neuer Steinbruch ausgewiesen werden soll und andere möglicherweise erweitert werden, macht die für den Erhalt der Weserberge kämpfenden Schaumburger und Hameln-Pyrmonter nur noch ärgerlicher und schweißt sie enger zusammen. “Gemeinsam wollen wir für den Erhalt unserer Berge kämpfen und setzen dabei auch auf die Einsicht der Hessisch Oldendorfer Ratsherren”, betont Elke Reineking, Sprecherin der Schaumburger Initiative.

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