Schaumburger Zeitung, Schaumburg-Lippische Landeszeitung

 

    Kamm des Wesergebirges jetzt unter Schutz

    Bezirksregierung legt 452 Hektar großes Naturschutzgebiet fest / Nordhänge nicht dabei

    Rinteln. Die Bezirksregierung Hannover hat am Mittwoch das Naturschutzgebiet „Kamm des Wesergebirges“ ausgewiesen. Es ist gleichzeitig die letzte Naturschutzgebietsausweisung der Bezirksregierung, denn zum Ende dieses Jahres werden die Pforten der vier Niedersächsischen Bezirksregierungen geschlossen. Wie die Bezirksregierung in einer Pressemitteilung ankündigte, sollen Naturschutzgebiete künftig von den Landkreisen ausgewiesen werden.


    Das Schicksal des Messingsberges (Foto) mit dem rutschenden Kamm soll mit der Inschutzstellung benachbarten Höhenzügen erspart bleiben. Foto: tol

    Das 452 Hektar große Naturschutzgebiet „Kamm des Wesergebirges“ besteht aus zwei Teilen. Der westliche Teil, oberhalb von Rinteln, erstreckt sich über die Höhenzüge Hainholz und Luhdener Klippen. Oberhalb von Westendorf beginnt der östliche Teil. Dieser zieht sich über die Höhenzüge Westendorfer Egge und Ostendorfer Egge, unterhalb der Paschenburg, einschließlich des Höhenzuges Möncheberg. Das Gebiet umfasst ausschließlich Landeswald.

    Schutzzweck des Naturschutzgebietes, so heißt es in der Pressemitteilung, sei vor allem die Erhaltung und Wiederherstellung der Waldgesellschaften. Wie die Bezirksregierung betonte, handle es sich hierbei ausschließlich um historisch alte Waldstandorte, die vielen gefährdeten Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum bieten.

    Der teilweise hoch sensible Kammbereich soll als Naturwald nicht mehr bewirtschaftet werden. Dort werde das Naturschutzgebiet durch herausragende Jurakalkfelsen des Wesergebirges geprägt. Die übrigen Bereiche würden von der Landesforstverwaltung nach den Richtlinien der „langfristigen ökologischen Waldentwicklung“ bewirtschaftet.

    Die Bezirksregierung betonte, die überwiegend naturnahen Waldbestände und die landschaftliche Vielfalt, Eigenart und Schönheit würden dem Naturschutzgebiet große Bedeutung für die Erholung in der Natur verleihen. Daher bleibe das Betreten für Wanderer und Spaziergänger auf den Wegen weiterhin erlaubt. Für das naturverträgliche Klettern habe man eine Vereinbarung zwischen dem Land Niedersachsen und den Kletterverbänden sowie dem Landkreis Schaumburg getroffen.

    Das Naturschutzgebiet ist Bestandteil des europäischen Netzes „Natura 2000“ und Teil des FFH-Gebietes „Süntel, Wesergebirge, Deister“.

    Elke Reineking, Sprecherin der Aktionsgemeinschaft, wertete die Entscheidung grundsätzlich positiv. Sie freue sich über das überraschende „Weihnachtsgeschenk“, bedauerte aber gleichzeitig, dass die Nordhänge der Weserberge nicht mit einbezogen worden seien, wie es der Niedersächsische Heimatbund ausdrücklich empfohlen habe. Schaumburger Zeitung, 23.12.2004

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    Die Meldung der Bezirksregierung Hannover

    Kamm des Wesergebirges:

    Bezirksregierung Hannover weist ihr letztes Naturschutzgebiet aus

    Die Bezirksregierung Hannover hat heute das Naturschutzgebiet “Kamm des Wesergebirges” ausgewiesen. Es ist die letzte Naturschutzgebietsausweisung, die noch unter der Regie der Bezirksregierung abgeschlossen werden konnte. Denn zum Ende dieses Jahres werden die Pforten der vier Niedersächsischen Bezirksregierungen geschlossen. Naturschutzgebiete werden künftig von den Landkreisen ausgewiesen werden.

    Das 452 Hektar große Naturschutzgebiet besteht aus zwei Teilen. Der westliche Teil, oberhalb der Stadt Rinteln, erstreckt sich über die Höhenzüge Hainholz und Luhdener Klippen. Oberhalb von Westendorf beginnt der östliche Teil. Dieser zieht sich über die Höhenzüge Westendorfer Egge und Ostendorfer Egge, unterhalb der Paschenburg, einschließlich des Höhenzuges Möncheberg.

    Schutzzweck des Naturschutzgebietes ist vor allem die Erhaltung und Wiederherstellung der Waldgesellschaften. Es handelt sich hierbei ausschließlich um historisch alte Waldstandorte, die vielen gefährdeten Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum bieten. Das Gebiet umfasst ausschließlich Landeswald. Der teilweise hoch sensible Kammbereich soll als Naturwald nicht mehr bewirtschaftet werden. Dort wird das Naturschutzgebiet durch herausragende Jurakalkfelsen des Wesergebirges geprägt. Die übrigen Bereiche werden von der Landesforstverwaltung nach den Richtlinien der “langfristigen ökologischen Waldentwicklung” (LÖWE) bewirtschaftet.

    Die überwiegend naturnahen Waldbestände und die landschaftliche Vielfalt, Eigenart und Schönheit verleihen dem Naturschutzgebiet große Bedeutung für die Erholung in der Natur. Daher bleibt das Betreten für Wanderer und Spaziergänger auf den Wegen im Naturschutzgebiet weiterhin erlaubt. Für das naturverträgliche Klettern wurde eine Vereinbarung zwischen dem Land Niedersachsen und den Kletterverbänden sowie dem Landkreis Schaumburg getroffen.

    Die Verordnung zum “Kamm des Wesergebirges” wird am 22.12.2004 im Amtsblatt für den Regierungsbezirk Hannover veröffentlicht und tritt einen Tag nach ihrer Veröffentlichung in Kraft. Das Naturschutzgebiet ist Bestandteil des europäischen Netzes “Natura 2000” und Teil des FFH-Gebietes “Süntel, Wesergebirge, Deister”.

    Hannover, den 22.12.2004

    Link zu dieser Meldung: Bezirksregierung Hannover

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    Felsrutsch - hat Geschäftsführung Behörden bewusst nicht informiert?

    Schaumburger Steinbrüche: Gutachten erst präsentiert, als Genehmigung erteilt war

    Von Frank Werner

    Steinbergen. In der nächsten Woche will die Norddeutsche Naturstein GmbH den Betrieb im Steinbruch Steinbergen wieder aufnehmen. Nördlich der abgerutschten Steilwand soll weiter abgebaut werden - auf einer Fläche, deren Genehmigung im Jahr 1997 fraglich gewesen wäre, hätten die Steinbruch-Betreiber die Behörden frühzeitig über festgestellte Bergbewegungen informiert. Über ein Jahr hat die damalige Geschäftsführung das Wissen um abgleitende Felsmassen für sich behalten - erst als die Erweiterungsgenehmigung auf dem Tisch lag, wurde ein fertiges Gutachten präsentiert.

    Nach dem Bergrutsch vom 11. Dezember ist die Rückkehr zur Normalität im Steinbruch politisch umstritten. Zwar ist das "Nordfeld" an der Autobahn nicht unmittelbar vom Bergrutsch betroffen, aber die Zufahrt erfolgt entlang der Geröllhalde, sie muss von Gesteinsbrocken befreit werden. Mit Felsschlag-Simulationen hat die NNG ermittelt, dass die Wege außerhalb der Gefahrenzone liegen.

    Am Montag hat das Gewerbeaufsichtsamt außerdem das "Frühwarnsystem" begutachtet: Über den Berg gespannte Messdrähte und an den Spalten installierte Abstandsmesser sollen Bewegungen im Millimeterbereich melden.

    Der Abbau soll auf einer Fläche fortgesetzt werden, die von der (damals zuständigen) Stadt Rinteln am 27. März 1997 im Rahmen einer Erweiterung um 9,8 Hektar genehmigt wurde. Dass der Berg längst ins Rutschen gekommen war, wussten die Behörden zu diesem Zeitpunkt nicht. Hätten die Steinbruch-Betreiber (damals Schaumburger Steinbrüche) Stadt und Landkreis im Laufe des Verfahrens darüber informiert, wäre ein positiver Ausgang nicht mehr garantiert gewesen: Allein die Gefahr des Steinschlags auf die Autobahn, die auch ohne Kenntnis der Bergbewegung als ernstes Problem galt, hätte vor diesem Hintergrund ein anderes Gewicht erhalten.

    Wenige Wochen nach der Genehmigung wurden die Behörden aufgeklärt: Vom 25. April 1997 datiert das Gutachten des Ingenieur-Büros Meihorst und Partner, das eine "rasante Zunahme der Bewegung der Wand" konstatiert und die "kurzfristige" Durchführung von Sicherungsmaßnahmen empfiehlt. Das Gutachten diente Stadt und Landkreis als Grundlage, um über eine Notsprengung zu entscheiden. Am 15. Mai 1997 wurde das Gewerbeaufsichtsamt informiert.

    Wie aus einer Vorlage der Kreisverwaltung von Juni 1997 hervorgeht, war jetzt "akuter Handlungsbedarf" gegeben: Mit "stark zunehmender Geschwindigkeit" bewegten sich 275 000 Tonnen Gestein nordwärts. Auch die Schaumburger Steinbrüche hielten nun "dringendes Handeln" für geboten. Am 10. Juni ordnete die Stadt die Sicherungssprengung an.

    Der Zeitdruck, der plötzlich für die Behörden entstand, verwundert. Dass sich der Berg bewegt, war den Schaumburger Steinbrüchen spätestens seit dem 9. August 1995 bekannt. Von diesem Tag datiert ein Schreiben des Katasteramtes Rinteln, in dem das Unternehmen darüber informiert wird, dass sich Teile des Bergkammsseit 1985 um über 30 Zentimeter nach Norden verschoben haben.

    Die Geschäftsführung hat daraufhin Vermessungsingenieure beauftragt, um die Verformungen zu verifizieren, und im Mai 1996 ein geologisches Gutachten zur Untersuchung der Klufthöhle beim Hydrobüro Dr. Krassmann in Auftrag gegeben. Im Januar 1997 war das Gutachten fertig. Die brisanten Ergebnisse indes blieben den Behörden verborgen. Stattdessen wurde ein "ergänzendes Gutachten zur Interpretation der vorliegenden Messergebnisse" beim Büro Meihorst und Partner in Auftrag gegeben. Im Mai, als die Erweiterung im "Nordfeld" genehmigt war, wurden Stadt und Landkreis schließlich informiert.

    "Das sieht unglücklich aus, es steckt aber keine Absicht dahinter", sagt Josef Wärmer, der frühere Geschäftsführer der Schaumburger Steinbrüche. Wärmer bestätigt die Chronologie, bestreitet aber, dass die Information über den drohenden Bergrutsch wegen des laufenden Genehmigungsverfahrens zurückgehaltenwurde: "Ich habe keinen Zusammenhang zwischen beiden Dingen gesehen." Nachdem das Gutachten zur Bergbewegung Anfang 1997 auf dem Tisch lag, hätten noch mehrere "Nachträge" erfolgen müssen, erinnert sich Wärmer.

    Nach Informationen unserer Zeitung hat die Geschäftsführung Anfang 1997 bei der Stadt mehrmals persönlich auf eine schnelle Beendigung des Genehmigungsverfahrens gedrängt - möglicherweise, weil klar war, dass die Bergbewegung sich nicht mehr lange verheimlichen ließ. Schaumburger Zeitung, 16.03.2005

     

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    Nabu gegen "Radikalschlag" am Messingsberg

    Naturschützer üben heftige Kritik an Plänen zur Kammbeseitigung / "Doppelter Betrug an der Natur"

    Steinbergen/Landkreis (wer). Der Naturschutzbund plädiert für eine Null-Lösung: Der Messingsberg soll bleiben, wie er ist. Die Darstellung der Norddeutschen Naturstein GmbH (NNG), die den Abtrag des Bergkamms als notwendig und alternativlos bezeichnet, wertet der Naturschutzbund als "gezielte Irreführung der Öffentlichkeit".

    In einer Presseerklärung lehnen sowohl der Nabu-Kreis- als auch der Landesverband die von den Steinbruch-Betreibern geplante Tieferlegung des gerutschten Bergbereiches um rund 20 Meter ab. Die NNG will den Berg aus Sicherheitsgründen abtragen (wir berichteten). "Die Sicherheit ist ein Trugschluss", sagt Dr. Holger Buschmann, Artenschutzreferent des Nabu-Kreisverbandes. "Sollte der Kamm vertieft werden, wird eine Sicherheit vorgespiegelt, die nicht existiert." Es sei dann sogar wahrscheinlicher, dass sich Menschen in gefährliche Bereiche begeben.

    Statt zum "Radikalschlag" auszuholen und die gesamte Bergkuppe zu entfernen, soll der Naturüberlassen bleiben, welche Bereiche noch über lange Zeit bestehen bleiben, fordern die Naturschützer. Die Rutschzone müsse großräumig abgesperrt werden. "Für die Natur wäre dies auf jeden Fall vorteilhaft, da Lückensysteme und Spalten von vielen Tierarten als Unterschlupf genutzt werden."

    Auch die Pläne zur schnellen Rekultivierung prangert der Nabu als "naturschädigend" an: "Eine Planung, wie sie in den 60er Jahren üblich war", kritisiert Buschmann das Büro Luckwald. "Dem heutigen Zeitgeist und Sachverstand wird sie in keiner Weise gerecht." Die Rekultivierung benötige sehr lange Zeit: "Nach 50 Jahren ergibt sich mit Sicherheit noch kein geschlossener Wald."

    Der einzige Grund für eine Rekultivierung im vorgeschlagenen Sinn liegt nach Ansicht des Nabu in einer neuen Einnahmequelle durch die Annahme von Fremdboden, der woanders teuer entsorgt werden müsste. "Es darf nicht sein, dass hier auch noch Geld gemacht wird, indem eine verkappte Bodendeponie entsteht", meint Bruno Scheel, zweiter Vorsitzender der Schaumburger Naturschützer.

    Als "doppelten Betrug an der Natur" bezeichnet Biologin Elke Meier vom Nabu-Landesverband das Vorhaben, durch den Abbau und Bergrutsch zerstörte wertvolle Waldbereiche auch noch durch aufgefüllten Boden und forstliche Monokulturen zu entwerten.

    Der Nabu befürchtet außerdem, dass eine Erlaubnis zum Kammabtrag Fakten schaffe, die sich später im westlichen Teil des Berges oder an der Westendorfer Egge, an der Rutschungen ebenfalls nicht auszuschließen seien, wiederholen könnten. Die Politik sollte "mit Weitblick" entscheiden, appellieren die Naturschützer.

    Vorsichtige Unterstützung signalisiert die Kreisverwaltung: Man sei bemüht, eine gemeinsame inhaltliche Linie mit dem Naturschutzbund zu finden, sagt Dezernentin Ursula Krahtz. Die Null-Lösung wertet sie als extreme, aber "naturschutzfachlich interessante" Variante.

    Die Steinbruch-Betreiber und ihre Gutachter wollen dagegen in den nächsten Tagen vor politischen Gremien um Zustimmung für den Kammabtrag werben. Am 8. Dezember stellt die NNG ihre Pläne zunächst im Kreisumweltausschuss vor. Schaumburger Zeitung, 02.12.2005

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    NNG: "Maximale Sicherheit des Restkamms"

    Steinbergen (wer). Auch die Norddeutsche Naturstein GmbH geht jetzt auf Distanz zum Vorschlag von Heinz Wischnat, den Komplettabbau des restlichen Messingsbergs ins Auge zu fassen (wir berichteten). In einer Presseerklärung stellt die NNG klar: "Wir haben das Ziel, eine maximale Sicherheit des Restkamms inkl. des ,steinzeichen steinbergen? zu erreichen, bei gleichzeitig geringst möglichem Eingriff in Natur und Landschaft."

    Dass "jede wirksame Maßnahme" einen solchen Eingriff bedeute, werde "keinesfalls bagatellisiert, sondern ausdrücklich bedauert", heißt es weiter. Der beauftragte Gutachter Prof. Dr. Krauter habe "zu keiner Zeit den Auftrag gehabt, die Möglichkeit eines Restabbaus des Korallenoolith im Kammbereich des Messingsbergs zuprüfen oder zu untersuchen", erklären die Steinbruch-Betreiber.

    Um mögliche Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen abschließend bewerten zu können, müssten zunächst die weiteren Ergebnisse der noch folgenden Gutachten und Berechnungen sowie die ständigen Messanalysen des Frühwarnsystems abgewartet werden. Auf dieser Grundlage würden Behörden, Politik und Öffentlichkeit dann Vorschläge unterbreitet. Die NNG betont, dass sie selbst die Diskussion um Maßnahmen "ergebnisoffen" führe. Schaumburger Zeitung, 17.01.2005